Am Freitag endete die Hinrunde der regulären Saison in der League of Legends European Championship (LEC), Europas Spitzenliga im beliebten Titel von Riot Games, und am Samstag startete bereits die Rückrunde. eSports.com blickt auf die Überraschungen und Enttäuschungen der ersten Spielwochen.
Fnatic: Der Absturz des Rekord-Champions
Seit Einführung der EU LCS, dem Vorgänger der LEC, hat Fnatic den Wettbewerb siebenmal gewonnen – und ist damit Rekord-Champion in der wichtigsten europäischen LoL-Liga. 2018 holten sich Martin “Rekkles” Larsson und seine Mitspieler die Krone von G2 Esports zurück. Bei der Weltmeisterschaft in Südkorea erreichten sie sogar das Finale. Mit dem Abgang von Rasmus “Caps” Winther zum Erzrivalen G2 Esports musste Fnatic zwar eine bittere Pille schlucken, dass das Team aber derartig abstürzen würde, hätte wohl niemand vermutet.
The #LEC standings after Week 5! pic.twitter.com/h4KJdWB2NB
— LoL Esports (@lolesports) 16. Februar 2019
Nach fünf von neun Spielwochen belegt der Titelverteidiger in der LEC einen mehr als enttäuschenden achten Platz. Drei Siegen stehen sieben Niederlagen gegenüber. Tim “Nemesis” Lipovšek konnte die großen Fußstapfen von Caps bislang nicht ausfüllen, allerdings ist er noch lange nicht das große Problem des Teams: Schlecht performende Side-Lanes, fragwürdige Drafts, zu schwache Auftritte in der frühen Phase des Spiels sowie möglicherweise interne Komplikationen, über die an dieser Stelle nur spekuliert werden kann, resultieren in einer Tabellenposition, mit der kein Verantwortlicher glücklich sein darf.
In der aktuellen Spielzeit droht Fnatic, erstmals in der Geschichte der eigenen Organisation die Playoffs zu verpassen. Sollte der Titelverteidiger in den verbleibenden acht Partien die Kurve bekommen, könnte er vieles noch retten. Momentan ist Fnatic jedoch die größte Enttäuschung der LEC.
Schalke 04: Traumstart mit neuem Team
Als Vize-Champion der EU LCS entschied sich der FC Schalke 04 in der abgelaufenen Off-Season dafür, vier von fünf Spielern ziehen zu lassen und ein fast vollständig neues Team aufzubauen.
Unter den Neuzugängen befanden sich mehrere Fragezeichen: Der Deutsche Felix “Abbedagge” Braun hatte zuvor keine Erfahrung auf LEC-Niveau und Jonas “Memento” Elmarghichi wurde zwar das individuelle Talent nachgesagt, Erfolge hat der Schwede aber noch keine vorzuweisen. Lee “IgNar” Dong-geun kehrte zudem nach einem mehr als enttäuschenden Jahr in der südkoreanischen LCK, aus der er mit seinem Team abgestiegen war, nach Europa zurück.
Bislang erwies sich die riskante Entscheidung der Verantwortlichen von Schalke 04 aber als goldrichtig, denn das Team ist zurzeit gemeinsam mit Team Vitality erster Verfolger von Tabellenführer G2 Esports. Zuletzt strauchelte S04 ein wenig und verlor zwei der jüngsten drei Partien. Trotzdem gehören die Königsblauen bis dato zu den positiven Erscheinungen der LEC.
Misfits Gaming: Alle Jahre wieder
Nach Ankündigung des neuen Lineups kannte der Hype um Misfits Gaming kaum Grenzen. Mit Paul “sOAZ” Boyer und Kang “GorillA” Beom-hyeon verpflichtete die Organisation international geprüfte Veteranen. Zudem holten die Verantwortlichen den Niederländer Fabian “Febiven” Diepstraten aus Nordamerika zurück, der sich zu seiner besten Zeit vor keinem Konkurrenten auf der Welt verstecken musste.
Die ersten Partien des neuen Teams bestätigten die Hoffnung der Fans: Misfits Gaming überzeugte zum Auftakt mit drei Siegen. Dreieinhalb Wochen und sechs Niederlagen später befindet sich das Team in einer handfesten Krise. Von einer geteilten ersten Position rutschten Febiven und Co. am vergangenen Wochenende – nach einer Pleite gegen das bis dahin sieglose Schlusslicht Rogue – aus den Playoff-Plätzen.
I'm not saying my teammates can't carry me, everyone in our team is really good individually. We have had low coordination and plans overall and we need to step up and i think i can do that if i'm in the position
— Paul Boyer (@sOAZ) 16. Februar 2019
Die Probleme der Vorjahre scheinen dabei auch das neue Lineup zu plagen: Der Spielstil der Misfits ist vorhersehbar. Gelingt es dem Team nicht, früh in Führung zu gehen, stehen die Chancen auf einen Sieg meist denkbar schlecht. Selbst mit einem Vorsprung haben die Spieler regelmäßig Schwierigkeiten, diesen in einen Erfolg umzumünzen. Der Organisation droht ein Déjà-vu.
SK Gaming: Rookies mit viel Potenzial
Für SK Gaming bedeutete das Rebranding der EU LCS in die LEC die Rückkehr in den europäischen League of Legends-Zirkus. Die deutsche Organisation entschied sich dafür, mit zwei Rookies und einem Lineup ohne wirkliche Stars anzutreten. Fünf Siege und fünf Niederlagen bedeuten zum aktuellen Zeitpunkt Platz sechs in der Tabelle – vor ursprünglichen Titelkandidaten Fnatic und Misfits Gaming. SK Gaming schlug den amtierenden Champion dabei im Hin- und Rückspiel.
Großen Anteil am bislang durchaus beachtlichen Lauf in der LEC hat der Jungler Oskar “Selfmade” Boderek. Ohne jegliche Erfahrung auf dem höchsten Niveau in Europa überzeugte der Pole in seinen ersten Partien regelmäßig. SK Gaming hat gezeigt, dass es die Großen in der Liga ärgern kann – und das ist bereits mehr, als viele Fans der Szene dem Team im Vorfeld der LEC zugetraut hätten.
Bildquelle: Riot Games