Zwei Slots, fünf Teams: Ein Wochenende vor Abschluss der regulären Saison ist das Rennen um die Playoffs in der LCS in League of Legends sehr spannend. Die Mittelschicht Nordamerikas höchster Liga kämpft am Samstag und Sonntag darum, im wichtigsten Teil des Spring Splits um den Titel spielen zu dürfen. Dieser Kampf gleicht allerdings eher einem Schneckenrennen.
Team Liquid, Cloud9, Team SoloMid und FlyQuest stehen zwei Partien vor Ende der regulären Saison in Nordamerika bereits als Playoff-Teilnehmer fest. Die LCS sucht am Wochenende zwei weitere Teams, die sich dem Quartett anschließen werden. Dabei hat die halbe Liga noch Chancen darauf, am Montag ein Teil der Top 6 zu sein.
Einmal mehr bahnt sich für die Fans im LCS-Studio in Los Angeles und auch für die Zuschauer vor dem heimischen Monitor viel Spannung in den letzten Partien an. Gleichzeitig stellt sich aber die Qualitätsfrage, denn erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs könnte ein Team mit weniger als 40% gewonnenen Partien in die Playoffs einziehen.
Here's your 2019 #LCS Spring Split standings at the end of week 9.
— LoL Esports (@lolesports) 18. März 2019
What game did you find most entertaining/interesting this week? Let us know! ⭐️ ⭐️ ⭐️ pic.twitter.com/zhX15PGvmT
Deutscher Star darf weiter hoffen
Mit Tristan “PowerOfEvil” Schrage von Counter Logic Gaming kämpft einer der zwei deutschen Akteure in Nordamerika um die Playoffs. Sergen “Broken Blade” Çelik und Team SoloMid stehen als Drittplatzierter bereits als Playoff-Team fest.
PowerOfEvil erlebte bislang einen durchwachsenen Spring Split mit CLG. Der 21-Jährige konnte individuell nur manchmal an seine Bestform anknüpfen. Schwankende Auftritte seiner Mitspieler sowie häufige Spielerwechsel zwischen dem LCS-Team und dem Academy-Squad machten es dem Deutschen nicht leicht, in diesem Jahr zu glänzen.
CLG all seem to be on different pages with everything. Really sad how far ahead they were and then managed to consistently have poor map movements and priority over things. Everyone definitely has different (and poor) views on what should be happening in the game.
— LS (@LSXYZ9) 17. März 2019
Mit zwei Siegen am Wochenende würde CLG aber einen großen Schritt in Richtung Playoffs machen – und diese Aufgabe ist durchaus machbar. Gegner sind die 100 Thieves, das einzige Team, das keine Chancen mehr auf die Top 6 hat, und Echo Fox, ein direkter Konkurrent. Ein Triumph gegen das Team von Ex-NBA-Spieler Rick Fox wäre doppelt wertvoll, denn damit würde der direkte Vergleich an PowerOfEvil und sein Team gehen.
Zwei direkte Duelle im Fokus
Die Plätze fünf bis neun haben rechnerisch die Möglichkeit, einen der zwei verfügbaren Slots für die Playoffs zu sichern. Im Zentrum der Aufmerksamkeit werden am Wochenende daher zwei direkte Duelle dieser Teams stehen.
Am Samstagabend stehen sich um 22:00 Uhr die Golden Guardians (7:9) und OpTic Gaming (6:10) gegenüber. Mit einem Sieg lösen die Guardians, das League of Legends-Team der Besitzer der Golden State Warriors, ihr Ticket für die Playoffs. Ein Triumph von OpTic Gaming würde den Kampf umso spannender machen. Am Sonntag um 20:00 Uhr trifft Counter Logic Gaming (6:10) auf Echo Fox (6:10).
Aber auch fast alle anderen der insgesamt zehn Partien besitzen eine gewisse Relevanz im Hinblick auf das Rennen um die Playoffs. Besonders schwer wird es Clutch Gaming haben. Der Neuntplatzierte hat nicht nur einen Sieg weniger auf dem Konto als das Trio auf Platz sechs, das Team muss auch noch gegen TSM und C9 antreten, zwei der drei stärksten Lineups in der Liga.
.@RiotKobe and @RiotAzael are out on assignment while @TheeMarkZ uses the Doppler NA2000 to forecast the playoff race towards the end of the split! #LCS pic.twitter.com/SYsQllSefS
— LoL Esports (@lolesports) 17. März 2019
Jeder schlägt jeden – und am Ende verlieren alle?
Fans dürfen sich vor dem Ende der regulären Saison auf Spannung und mögliche Tiebreaker freuen. Gleichzeitig ist das spielerische Niveau in Nordamerika im Spring Split überschaubar. Nach 16 von 18 gespielten Begegnungen in der LCS weisen lediglich vier der zehn Teams in der Liga eine positive Statistik auf.
Es ist realistisch, dass sich erstmals seit Einführung des aktuellen Formats im Jahr 2015 ein Team mit 7 Siegen und 11 Niederlagen für die Playoffs qualifiziert. Zum Vergleich: Counter Logic Gaming hätte als Siebter der Tabelle vor einem Jahr im Spring Split auf eine Statistik von 10:8 kommen können und trotzdem die Playoffs verpasst.
Den meisten Teams in Nordamerika fehlt es im Jahr 2019 bislang an Konstanz. Das ist nicht nur an den Zahlen in der Tabelle ersichtlich. Im Schnitt dauern Spiele in Nordamerika 36:19 Minuten. Das ist über dreieinhalb Minuten länger als in der europäischen LEC und über zwei Minuten länger als in der südkoreanischen LCK. Viele Teams in der LCS haben große Probleme damit, Partien sauber zu beenden, selbst mit einem großen Vorsprung.
I can't stop hearing "Le Casa de Fiesta🎶" in my head when I watch NA games now.
— FLY Empyre (@NaserAlNaqi) 9. März 2019
Nicht selten kommen dadurch Gegner ins Spiel zurück und gewinnen dieses am Ende sogar noch. Ein Beispiel dafür ist das Match Clutch Gaming gegen die 100 Thieves aus der sechsten Woche, in dem CG nach einer Viertelstunde mit über 5.000 Gold führte, aber nicht in der Lage war, den Sieg zu sichern.
Das allgemeine Niveau in Nordamerikas höchster Liga lässt momentan stark zu wünschen übrig und macht Fans nur wenig Hoffnung, dass sich an den in der Regel schwachen Leistungen der eigenen Teams bei internationalen Wettbewerben in naher Zukunft etwas ändert. Der Kampf um die Playoffs in der LCS wird den Zuschauern am Wochenende ohne Zweifel Spannung und Unterhaltung bieten – obwohl er eher einem Schneckenrennen gleicht.
Bildquelle: Riot Games