Jedes Jahr nach der BlizzCon veröffentlicht Blizzard ein großes Balanceupdate für StarCraft II, welches darauf abzielt, die Multiplayererfahrung für Spieler und Zuschauer zu verbessern. Die beständigen Bemühungen seitens Blizzard, ihr Produkt zu verbessern, haben StarCraft II Matches dynamischer und weit weniger vorhersehbar, als in der Vergangenheit, gemacht. Wir sehen nicht länger die ständig gleichen Lategameszenarios und Pattsituationen sind weit weniger wahrscheinlich. Die Armee aufzuteilen und der Kampf an einer Vielzahl von Fronten sind lohnende Strategien, die großes Können belohnen und das Publikum unterhalten.
Vorher bauten die Spieler meist gigantische ‘Deathball’ Armeen, die alle nahezu aus denselben Einheiten bestanden. Die Armee wurde dann als Klumpen bewegt und ohne Micro auf den Gegener gehetzt. Der Spieler mit der besseren Eco gewann fast jedes Mal. Die schlimmste Periode in der Geschichte von StarCraft II war die Zeit, als Spieler und Zuschauer Swarm Hosts dabei beobachten mussten, wie diese langsam kleine Happen aus den Armeen der Gegner rissen, anstatt in echte Kämpfe zu gehen. Dies hatte für einige sehr lange und sehr langweilige Siele gesorgt, welche, kombiniert mit der absoluten koreanischen Dominanz zu dieser Zeit, für den schlechten Ruf von Heart of the Swarm sorgte, gerade auch, da diese Erweiterung die Swarm Hosts mitbrachte.
Aus der Angst heraus, dass gewisse Lategamekompositionen zu stark werden könnten, hat Blizzar lange Zeit übersehen, dass der terranische Battlecruiser, welcher einer der am meisten geliebten Einheiten des Spiels ist, kaum noch in Profimatches zu sehen ist. Dies schien dem Spiel jedoch nicht wehgetan zu haben. Viele Progamer nennen 2018 als das beste Jahr für StarCraft II überhaupt und dies aus ganz bestimmten Gründen. Die Zuschauerzahlen und Geldpreise steigen seit einer Weile stetig und dieser Beliebtheitsanstieg ist darauf zurückzuführen, dass man als Zuschauer einfach viel mehr unterhalten und als Spieler stärker gefordert wird. Es gibt eine Vielzahl von aggressiven Strategien im Earlygame, welche auch funktionieren und daher wird gerade das Earlygame spannender, da die Spieler sich nicht mehr in den ersten 10 Minuten einigeln und außer Scouting nichts weiter passiert. Ganz im Gegenteil, sind die meisten Spiele in den Frühphasen sogar sehr intensiv und beide Spieler versuchen einen Vorteil gegen das Gegenüber zu erhalten, wenn nicht sogar diesen gleich zu töten.
Um StarCraft II sogar noch besser zu machen, wird Blizzard eine Reihe groß angelegter Änderungen in den Multiplayermodus einführen, durch welche die Spieler noch dynamischer und unvorhersehbarer werden sollen. Am 11. September kündigten Blizzard einen großen Balance Patch an, der nach der BlizzCon live gehen wird. Die Änderungen am StarCraft II Multiplayer wurden bisher mit positiver Resonanz angenommen, da sie der Linie Blizzards treu bleiben, Pattsituationen und Turtlespiel aus dem Spiel zu entfernen, soweit dies eben möglich ist.
Die einzigen, die sich Sorgen machen müssen, sind Protossspieler, da ihre Rasse höchstwahrscheinlich schwächer werden wird, falls der Patch in der momentanen Form veröffentlicht wird. Die Interceptoren der Träger werden weniger Schaden machen und ihr Gravitonkatapultupgrade verlieren. Und obwohl es der Wahrheit entspricht, dass eine ausgemaxte Protossarmee sehr schwer zu besiegen ist, könnte der Nerf einer Schlüsseleinheit zu viel des Guten sein. Das Problem des Trägers war nie sein hoher Schaden, welchen Blizzard nun entschärft, sondern das Fehlen eines guten Konters gegen eine hohe Anzahl an Trägerschiffen. Jede Einheit, die generell stark ist, ist problematisch. Mit einer ausgemaxten Protossluftstreitmacht muss man in der Regel nur den Autoangriff bemühen und kann sich um andere Dinge kümmern, ganz egal, was der Gegner ins Feld schickt. Dies ist so vorhersehbar, dass es langweilig ist, dem zuzusehen, besonders da das Publikum bereits weiß, was geschieht, lange bevor es geschieht.
Ein weiteres Mitglied der Protossflotte, der Tempest, wird ebenfalls geändert. Er beschleunigt und bewegt sich nun schneller, verliert jedoch die Hälfte seiner Trefferpunkte. Damit wird die Einheit besser beim Zoning oder bei der Verteidigung mit Schildbatterien, aber weitaus schwächer in direkten Kämpfen. Das Supply wird ebenfalls von 6 auf 5 heruntergesetzt, somit können mehr Tempests in den Mix aufgenommen werden.
Und während die Protossflotte schwächer wird, wird die terranische stärker. Blizzard hat sich dazu entschieden, die Battlecruiser „einsatzbereit’ zu machen, indem sie während des Flugs kämpfen können. Das Flaggschiff der Terraner kann nun in der Bewegung schießen und der Angriff wird keine zufälligen Verzögerungen haben, wie sie alle anderen StarCraft II Einheiten besitzen. Daraus ergibt sich, dass Hydralisken, Marines und Stalker nicht länger gegen Battlecruiser kiten können und ebenso Worker nicht mehr davonlaufen können. Durch diese Änderungen werden wir nun wohl endlich mehr von einer der ikonischsten StarCraft Einheiten sehen, speziell in Profimatches, in denen die Zuschauer mit Sicherheit große Freude an den schweren Flugeinheiten haben werden.
Eine weitere schwere Einheit der Terrander, der Thor, wurde ebenfalls substantiell überarbeitet. Er hat eine höhere Feuergeschwindigkeit bekommen und verursacht Extraschaden gegen „massive’, anstatt wie bisher gegen gepanzerte Einheiten. Dies macht den Thor brauchbarer gegen Brood Lords und Carrier. Sein Flächenradius wird jedoch reduziert und sein Angriff weniger effektiv gegen Mutalisken. Diese Änderungen machen den Thor zur Lategameeinheit, was heißt, dass dieser für große Ziele ausgelegt ist und nicht mehr der universelle Midgamesoldat sein wird.
Dem Cyclone, eine der beliebtesten Earlygameeinheiten, wird ein Rüstungspunkt abgezogen, wodurch er einfacher durch Marines oder Zerglinge gekontert werden kann. Es liegt im Interesse Blizzards jene Einheiten zu schwächen, die in großer Anzahl stark gegen Alles sind.
Während es bei den Protoss eine Lategameeinheit und bei den Terranern eine Earlygameeinheit ist, ist es bei den Zerg der Midgame Hydralisk, der von Blizzard abgeschwächt wird. Seine Gesundheit wird von 90 auf 85 gesenkt, was ihn schwächer gegen Siege Tanks und Psi Storms macht. Jedoch lag es nie in der Absicht von Zergspielern, Hydralisken als Schadensfänger zu bauen. Die Einheit ist seit jeher ein Schadensverursacher und sein Schaden wird daher nicht verändert. Während es also leichter wird, Hydras zu kontern, füllen sie weiterhin die selbe Rolle aus und bestrafen jeden Fehler, den der Gegner macht.
Bereits früher in diesem Jahr, hat Blizzard frühen Zerglingfluten dadurch den Riegel vorgeschoben, dass das Bauchbeutelupgrade der Overlords das Bau-Upgrade benötigt. Damit wurde den Zerg eine All-In Strategie aus dem Arsenal entfernt. Im neuen Update trifft es einen weiteren All-In der Zerg – der Nydus Wurm wird verwundbar, sobald er auf der Map erscheint. Sollte der Gegner eine Armee in der Nähe des Truppentransporters haben, kann diese den Wurm aus dem Spiel nehmen. Die Entwickler denken, dass der Nydus Worm All-In keine guten Spiele hervorbringt und wollten seine Rolle ins Lategame verschieben. Daher werden seine Kosten auch von je 100 Mineralien und Gas, auf je 50 gesenkt.
Die Bemühungen der Entwickler, die Zerg im Lategame dynamischer zu machen, hören beim Nydus Worm nicht auf. Die Ultralisken erhalten ein neues Upgrade namens Anabolic Synthesis, wodurch sie sich außerhalb des Kriechers um 10% schneller bewegen können. Damit werden sie um einiges stärker gegen Bioeinheiten. Vipern und Infestoren bekommen ebenfalls ein leichteres Leben, da das Feedback des Hohen Templers nur noch die Hälfte an Schaden verursachen wird. Daher können Zergspieler nun aggressiver vorgehen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie teure Einheiten zu schnell verlieren.
Blizzard leisten gute Arbeit an StarCraft II und arbeiten daran, das Spiel an den Platz zu bringen, den es verdient. Das neue Balanceupdate ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und 2019 sollte ein weiteres tolles Jahr für StarCraft werden. Blizzard geht den Weg dahin, dass jede Einheit des Spiels stark genug für Profimatches ist, jedoch soll keine Einheit für sich selbst zu stark werden. Der neue Battlecruiser ist ein hervorragendes Beispiel für diese Idee, da er ausgezeichnet in Armeen eingebunden werden kann, aber auch seine offensichtlichen Konter hat. Jede Strategie sollte ihre Stärken und Schwächen besitzen und Spieler sollten dazu ermutigt werden, ihre Gegner zu scouten und auszuspielen, anstatt einfach das „bessere’ Build vorzuexerzieren, dass den Sieg in jedem Spiel garantiert. Blizzard hat die richtigen Ideen für das Spiel und sie setzen diese um, um das Spiel zu verbessern.
