Aufgrund sehr begrenzter Möglichkeiten, Spiele gemeinsam Online zu zocken, traf man sich früher gelegentlich zu sogenannten LAN-Partys. Jeder schnappte sich seinen Home-Computer oder Laptop plus Peripherie und die wichtigsten Dinge, die man zum Überleben brauchte. Auf ging es mit all dem Gepäck zum Treffpunkt, meist bei einem der LAN-Teilnehmer zuhause oder in einer gemieteten Location.
Sobald das Equipment aufgebaut war und sich alle über den Switch mit dem lokalen Netzwerk verbunden hatten, konnte das Zocken beginnen. Shooter-Klassiker wie Quake, Counter-Strike oder Call of Duty 4: Modern Warfare wurden ins CD-Fach eingeschoben. Auch Strategie-Spiele wie Age of Empires 2, Command & Conquer oder Warcraft waren mit von der Partie.
In entspannter Runde wurde zusammen gelacht und geweint. Um dem ganzen noch etwas Würze zu verleihen, wurden die unterschiedlichsten Wettkämpfe am und neben dem PC ausgetragen. Die Gewinner schmückten sich mit ewigem Ruhm, die Verlierer mussten für den Rest ihres Lebens mit der Schmach leben.
Leider verging die Zeit wie im Flug und ehe man seinen PC aufgebaut hatte, war alles schon wieder vorbei. Rückblickend erinnert man sich aber doch noch an einige Szenen und Typen, die einem noch heute ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Der Übermotivierte
Dieser Typ freute sich schon mehrere Monate vor der anstehenden LAN und erzählte dies seiner ganzen Bekanntschaft. Viele waren von ihm genervt, weil er nicht aufhören konnte darüber zu reden. Den Anreisetag hatte der Übermotivierte komplett durchgeplant, damit auch wirklich nichts schief gehen konnte. Er rief jeden Teilnehmer im Vorhinein noch einmal an und klärte alle wichtigen Dinge.
An der Location angekommen, baute er am schnellsten seinen Gaming-Platz auf und half danach den anderen, damit es sofort losgehen konnte. Im Spiel mutierte er zum Diego Simeone der Gaming-Welt, feuerte sein Team lautstark an und gab die wichtigen Kommandos. Nach jeder erfolgreichen Aktion gab es eine Ghettofaust für den Nachbarn.
Bei Fehlern wurde aufgemuntert und klargestellt, wie es beim nächsten Mal besser gemacht werden konnte. Der Übermotivierte sah eine Niederlage nicht als verschwendete Zeit an, vielmehr war er der Meinung, dass man immer etwas dazulernt.
Der Langschläfer
Eat Sleep Game Repeat – ein bekannter Spruch, der den Tagesablauf eines Gamers beschreibt und heutzutage sehr vielseitig verwendet wird. Früher sah der Tag einiger LAN-Teilnehmer jedoch etwas anders aus und erinnerte eher an ein Sleep Sleep Sleep Repeat. Essen und Zocken waren eher nebensächlich.
Angekommen am Treffpunkt, suchte sich der Langschläfer zunächst das gemütlichste Bett heraus. Wenig Schlaf am Vortag löste bei ihm bereits gegen Mitternacht einen Müdigkeitsanfall aus und er verließ die Gruppe in Richtung Schlafzimmer. Die anderen Spieler bekamen sein Verschwinden kaum mit und zockten munter weiter.
Während einige der Spieler die ganze Nacht durchgezockt hatten und bereits pünktlich um 8 Uhr am Frühstückstisch saßen, brauchte der Langschläfer noch einige Stunden länger. Pünktlich zum Nachmittagsbrunch und nach circa 14 Stunden Schlaf gesellte er sich dann zur Gruppe.
Heutzutage müssen Gamer für ihre längeren Schlafphasen nicht einmal mehr den Platz verlassen. Gemütliche Gaming-Stühle in Kombination mit Decke und Kissen ermöglichen Komfort und Nickerchen direkt vor dem Bildschirm.
Der Trinker
Der Trinker ist eigentlich gar nicht zum Zocken angereist, sondern um sich auf Kosten der Anderen zu besaufen. Beim Aufbauen platzierte er sein Equipment möglichst nah am Kühlschrank, um lange Wege zu vermeiden. Danach wurde eingekauft und das Kühlfach mit ausreichend Getränken befüllt.
Auf dem Game-Server gab er sein Bestes und versuchte so, seine Unfähigkeit zu vertuschen. Es lief jedoch nicht immer sehr gut und mit zunehmendem Pegel wurde er frustrierter. Nach jeder Niederlage öffnete er sich nun ein neues alkoholisches Getränk und versuchte sich den Abend schön zu trinken.
Aufgrund sinkender Reaktionsgeschwindigkeit und Wahrnehmung verlor der Trinker in fast jedem Spiel und lies sein Team im Stich. Er behauptete jedoch regelmäßig, dass er nüchtern viel besser als alle anderen wäre.
Der mit den Computer-Problemen
Dieser Teilnehmer hat sich vor Beginn der LAN mit seinem restlichen Taschengeld neue Hardware gekauft und diese noch zuhause fertig zusammengebaut. Auf der LAN angekommen musste er jedoch zunächst das Betriebssystem und aktuelle Treiber installieren. Nach circa vier Stunden und mehreren Installationen war er fertig und konnte endlich mit seinen Freunden zocken.
Bereits in der ersten Runde beklagte er jedoch Lags und schlechte Performance. Er war genervt, versuchte aber erneut, das Problem zu beheben. Der Virenschutz schlug an – bei einer Installation hatte er sich scheinbar einen Trojaner eingefangen. Nun hieß es Windows-Neuinstallation.
Er verzweifelte, da seine Freunde allein Spaß hatten, während er nicht mitspielen konnte. Durch seine Probleme verpasste er den ganzen ersten LAN-Tag. Leicht genervt ging er ins Bett, mit der Hoffnung, dass die Probleme am nächsten Morgen ein Ende haben und er wenigstens noch am zweiten Tag zum Zocken kommt.
Der Cheater
Bei den geplanten LAN-Wettkämpfen standen zwar nur selten große Preise auf dem Spiel, für Ehre und die nächste Pizza-Runde lohnte es sich jedoch allemal alles zu geben. Jeder versuchte mit allen Mitteln gegen die anderen Teilnehmer zu gewinnen. Dabei ging nicht immer alles mit fairen Dingen zu.
Schon früher waren Videospiel-Betrüger, sogenannte Cheater, verhasst und sorgten für reihenweise Skandale. Auf öffentlichen LAN-Partys waren diese besonders ungern gesehen. Spürte man einen solchen Verräter auf, so wurde dieser zur Rede gestellt und wenn nötig “professionell“ entsorgt.
Auf kleineren LAN-Partys unter Freunden wurde gecheatet, um die anderen zum Verzweifeln zu bringen. Kam dies ans Licht, so gab es einen genervten Blick vom Kumpel und eine angemessene Strafe. Der Betrüger durfte die Nacht dann vor der Tür verbringen oder musste den nächsten Einkauf zahlen.
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